30 Okt. Düngen


Das Düngen im Naturgarten unterscheidet sich grundlegend von konventionellen Gartenansätzen. Hier steht nicht das maximale Pflanzenwachstum im Fokus, sondern die Förderung eines ausgewogenen Ökosystems, das nachhaltig ohne übermäßige Düngergaben auskommt. Besonders bei der Pflege von Wildpflanzen und Wildblumenwiesen kann das Düngen sogar kontraproduktiv sein.
Wildpflanzen – Robust und genügsam
Wildpflanzen sind an nährstoffarme Böden angepasst und gedeihen bestens ohne zusätzliche Düngergaben. In ihrer natürlichen Umgebung haben sie Mechanismen entwickelt, mit wenig Stickstoff und anderen Nährstoffen auszukommen, was ihnen oft eine gewisse Konkurrenzfähigkeit verleiht.
Ein Übermaß an Nährstoffen im Boden führt ausserdem dazu, dass Gräser und nährstoffliebende Pflanzen sich durchsetzen und Wildpflanzen verdrängen.
Auf Wildblumenwiesen z.B. sollte daher ganz auf Düngung verzichtet werden. Die Artenvielfalt kann durch Nährstoffarmut besser erhalten bleiben, da viele typische Wildblumen wie Margeriten, Flockenblumen oder Wiesensalbei nur auf „magerem“ Boden gedeihen.
Nährstoffbedarf im Gemüsegarten
Anders verhält es sich jedoch im Gemüsegarten, insbesondere bei sogenannten Starkzehrern wie z.B. Tomaten, Kürbissen und Kohlarten, die einen hohen Nährstoffbedarf haben. Diese Pflanzen brauchen viele Nährstoffe, um kräftig zu wachsen und eine ertragreiche Ernte zu liefern. Hier macht der Einsatz von Dünger durchaus Sinn – allerdings in Maßen und vorzugsweise mit natürlichen, ökologischen Düngemitteln.
Natürliche Dünger: Kompost und Jauchen
Kompost ist reich an organischem Material und versorgt den Boden mit Stickstoff, Phosphor und Kalium. Eine regelmäßige Kompostgabe z.B. für starkzehrende Gemüsesorten verbessert ausserdem die Bodenstruktur und fördert die Humusbildung, wodurch das Wasserhaltevermögen und die Durchlüftung des Bodens verbessert werden.
Brennnesseljauche ist ein natürlicher Flüssigdünger, der besonders stickstoffreich ist und somit als Wachstumsdünger für viele Gemüsepflanzen, aber auch Rosen eingesetzt werden kann. Brennnesseln enthalten neben Stickstoff auch Eisen, Kalium und andere Spurenelemente, die das Pflanzenwachstum fördern und die Widerstandskraft stärken.
Aber auch andere Pflanzen eignen sich zur Herstellung von nährstoffreichen Jauchen, z.B. Schachtelhalm, Kamille und Beinwell.
Beinwell ist für seine hohe Kaliumkonzentration bekannt und eignet sich besonders gut für die Blüte- und Fruchtphase von Pflanzen. Ähnlich wie bei der Brennnesseljauche werden Beinwell-Blätter in Wasser fermentiert, was eine kaliumreiche Flüssigkeit ergibt, die ideal für Blüten- und Fruchtbildungen ist.
Schachtelhalm bietet eine gute Menge an Silizium und stärkt die Zellwände der Pflanzen, was sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten macht. Schachtelhalm kann ähnlich wie Brennnessel zur Jauche angesetzt werden und eignet sich besonders zur Behandlung von Blattpilzen.
Kamille fördert durch ihre antimikrobiellen Eigenschaften die Bodengesundheit und kann ebenfalls als Jauche angesetzt werden, um Pflanzenkrankheiten vorzubeugen.
Anleitung: Brennnesseljauche selbst herstellen
Die Herstellung von Brennnesseljauche ist einfach und kostengünstig. Alles, was Du benötigst, sind Brennnesseln, Wasser und einen Behälter:
- Ernte junge, frische Brennnesseltriebe und schneide sie klein. Vermeide blühende Pflanzen, da die Samen unerwünschte Ausbreitung im Garten verursachen könnten.
- Fülle einen Eimer zur Hälfte mit den zerkleinerten Brennnesseln und fülle den Rest mit Wasser auf. Regenwasser eignet sich hier besonders gut, da es weicher ist als Leitungswasser.
- Decke den Eimer ab, aber nicht luftdicht. Die Mischung beginnt zu gären, was einen starken Geruch verursacht. Der Gärprozess dauert etwa zwei Wochen, wobei die Mischung täglich umgerührt werden sollte.
- Verdünnung: Sobald die Gärung abgeschlossen ist (erkennbar an der braunen Farbe und dem Nachlassen des Geruchs), wird die Jauche im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt und kann zum Düngen verwendet werden.

Als Brennnesseljauche in Frankreich zum Schwarzmarktprodukt wurde
Wusstest du, dass die Herstellung und Anwendung von Brennnesseljauche in Frankreich eine Zeitlang untersagt war?
2006 trat in Frankreich ein Gesetz in Kraft, das nicht nur den Verkauf, sondern auch die Herstellung und Nutzung der Brennnesseljauche untersagte. Auf Druck der Agrarchemielobby wurde dieses Verbot eingeführt, da es „keine zugelassenen wissenschaftlichen Studien“ gab, die ihre Wirksamkeit belegen würden.
Zusätzlich durften in Frankreich keine biologischen Düngemittel ohne Markenzulassung beworben oder verkauft werden, während konventionelle Pestizide weiterhin erlaubt waren.
Dieses Gesetzt führte zu erheblicher Kritik in der Bevölkerung und in der umweltbewussten Gartenszene, da Brennnesseljauche seit Generationen als ökologisches und effektives Hausmittel zur Düngung und Schädlingsbekämpfung galt.
Schließlich setzte sich der Widerstand durch, und das Verbot wurde 2011 aufgehoben, was der Jauche zu einem „Comeback“ verhalf. Heute darf sie in Frankreich wieder ungehindert verwendet werden, und viele Gärtnerinnen und Gärtner schwören auf ihre natürlichen Vorteile.