Invasive Neophyten - Naturgarten Blog
17791
wp-singular,post-template-default,single,single-post,postid-17791,single-format-standard,wp-theme-bridge,bridge-core-2.2.8,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,qode_grid_1200,qode-theme-ver-21.5,qode-theme-bridge,disabled_footer_top,wpb-js-composer js-comp-ver-6.2.0,vc_responsive

Invasive Neophyten

Schmetterlingsflieder

Essigbaum

Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die nach 1492 – dem Jahr, in dem Amerika von Europa aus „entdeckt“ wurde – bewusst oder unbewusst vom Menschen in eine Region gebracht wurden, in der sie ursprünglich nicht heimisch waren.

Gebietsfremde Pflanzen, die schon in der Antike eingeführt wurden, bezeichnet man als Archäophyten („Alt-Pflanzen“). Es handelt sich meist um Nutzpflanzen, die aus Kleinasien oder dem Mittelmeerraum stammen und über die Handelswege des Römischen Reichs nach Mitteleuropa gelangten. Bekannte Beispiele sind der Weizen, die Weinrebe, Wiesenblumen wie die Kornblume und Baumarten wie die Esskastanie und die Walnuss. Auch die Vorfahren vieler beliebter Obstarten waren ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch. Der Apfel zum Beispiel stammt wahrscheinlich aus Kleinasien oder aus dem vorderen Orient.

Neophyten haben sich oft so gut integriert, dass sie heute kaum noch als „fremd“ wahrgenommen werden und z.B. aus unserer Küche nicht wegzudenken sind. Die Kartoffel und die Tomate sind prominente Beispiele, die ihren Ursprung in Südamerika haben. Auch Paprika und Mais stammen ursprünglich von dort.

Viele Neophyten haben also einen Platz in unserer Flora gefunden, andere jedoch breiten sich rasant aus und verdrängen heimische Pflanzen. Die Rede ist dann von invasiven Neophyten.

Invasive Neophyten finden in ihrem neuen Umfeld oft ideale Bedingungen, da sie in ihrer angestammten Heimat häufig durch natürliche Fressfeinde oder spezifische Umwelteinflüsse in Schach gehalten werden. Fehlen diese Kontrollelemente, führt das zu einer rasanten Verbreitung.

Sie verdrängen lokale Pflanzenarten, die wiederum wertvolle Nahrungs- und Lebensgrundlagen für unsere heimischen Insekten, Vögel und Kleinsäuger darstellen. Die heimische Biodiversität leidet massiv unter dieser ungleichen Konkurrenz, was letztlich die natürlichen Kreisläufe gefährdet und das lokale Artensterben beschleunigt.

Invasive Neophyten spielen eine signifikante Rolle beim globalen Artensterben. Laut dem Bericht der IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) tragen invasive Arten zu etwa 60 % der dokumentierten globalen Artenverluste bei. Sie sind in etwa 16 % der Fälle sogar der alleinige Treiber für das Aussterben von Pflanzen- und Tierarten.

Deshalb ist es ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz, invasive Neophyten im eigenen Garten zu entfernen und darauf zu achten, solche Pflanzen auch nicht versehentlich zu fördern.

In vielen Gartencentern und Baumärkten werden invasive Neophyten nach wie vor verkauft. Pflanzen wie die Kanadische Goldrute, der Schmetterlingsstrauch oder der Essigbaum werden aufgrund ihrer Optik und ihrer Robustheit gerne als Zierpflanzen angeboten. Für Gartenbesitzer ist oft nicht ersichtlich, welche Risiken diese Pflanzen für die heimische Flora und Fauna darstellen. Solange der Verkauf solcher Pflanzen erlaubt ist, trägt er leider dazu bei, dass sich diese invasiven Arten weiter ausbreiten.

Videos zum Thema findest du weiter unten.

Eine praktische Hilfe beim Pflanzenkauf ist naturadb.de

Dort findest du eine Übersicht invasiver Neophyten in Deutschland. Klicke in der Auswahl „Naturgarten“ + „Invasiver Neophyt“ an. Du erhälst dann eine Liste von fast 400 Pflanzen, die zu dieser Kategorie gehören.

Eine kleine Liste invasiver Neophyten in unseren Gärten:

  • Essigbaum (Rhus typhina): Mit seiner hohen Ausbreitungskraft verdrängt er im Gartenbereich wie auch in offenen Landschaften und Waldrändern oft heimische Arten.
  • Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus): Ein beliebter Strauch in Gärten, der jedoch durch seine dichte Wuchsform schnell andere Pflanzenarten überwuchert und wenig Lebensraum für Insekten bietet.
  • Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) und Riesen-Goldrute (Solidago gigantea): Ursprünglich aus Nordamerika stammend, breiten sich diese Arten durch dichte, flächige Bestände aus, die einheimische Pflanzen verdrängen. Die Vermehrung erfolgt sowohl durch Samen als auch über Wurzelausläufer​.
  • Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii): Obwohl beliebt für seine violetten Blüten, die Schmetterlinge anlocken, verdrängt er in freier Natur andere Arten und kann sich invasiv ausbreiten.
  • Gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris): Diese Zierpflanze kann sich durch ihre Robustheit in naturnahen Lebensräumen ausbreiten und heimische Pflanzenarten beeinträchtigen.
  • Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica): Dieser äußerst durchsetzungsfähige Neophyt bildet dichte Bestände, die andere Pflanzen verdrängen und schwer zu kontrollieren sind.
  • Robinie (Robinia pseudoacacia): Ein robuster Baum, der durch seine intensive Wurzelausbreitung den Boden verändert und so heimische Pflanzen verdrängt.
  • Topinambur (Helianthus tuberosus): Diese robuste Pflanze wird auch als Gemüse angebaut, breitet sich jedoch stark aus und verdrängt heimische Arten, wenn sie nicht kontrolliert wird.

Fotonachweise:

Schmetterlingsflieder: Von 4028mdk09 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11001701
Essigbaum: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20520
Springkraut: Von Udo Schmidt from Deutschland – Impatiens glandulifera RoyleUploaded by Amada44, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24356290



DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner